Kunstharzestriche bestehen aus Kunstharzmörtel und synthetischem Reaktionsharz als Bindemittel. In Folge einer chemischen Reaktion verfestigt sich das Gemisch auf der Baustelle. Meistens erfolgt die Verlegung im Verbund. Dann muss der tragende Untergrund eine Oberflächenzugfestigkeit von 1 N/mm² in nicht befahrenen Bereichen und von 1,5 N/mm² in befahrenen Bereichen betragen. Als Bindemittel eignen sich insbesondere Epoxydharze (EP), Polyurethane (PUR), Polymethylmethacrylate (PMMA) sowie ungesättigte Polyesterharze (UP). Als Beimengung kommen feuergetrocknete Quarzsande, zuweilen auch Korund oder andere Hartstoffe in Betracht.
Bei Kunstharzestrichen, die im Verbund verlegt werden, hat verpflichtend die Angabe der Haftzugfestigkeitsklasse zu erfolgen. Zur Bestimmung der Haftzugfestigkeit gilt DIN EN 13892-8. Bei unmittelbar genutzten und im Verbund verlegten Kunstharzestrichen ist der Verschleißwiderstand nach RWA (Rolling Wheel Abrasion) oder BCA (in AR) anzugeben.
Estriche aus Kunstharz
Estriche aus Kunstharz lassen sich nahezu fugenlos verlegen, härten schnell aus, bieten einen hohen Verschleißwiderstand und eine hohe Schlagzähigkeit. Außerdem sind sie unempfindlich gegen Feuchtigkeit und Wasser sowie eine Vielzahl von Chemikalien, sind frostbeständig, haben eine geringe Schwindneigung und einen hohen elektrischen Widerstand. Die Nachteile liegen in der aufwendigen, auf die jeweilige Situation zugeschnittene Rezepturabstimmung, in der temperaturabhängigen Bearbeitungszeitspanne bis zum Abbinden und in den hohen Stoff- und Verarbeitungskosten. Außerdem können bei Entzündung gesundheitsgefährdende Dämpfe entstehen.
Zementfließestriche
Zementfließestriche werden hauptsächlich im Wohnungsbau eingesetzt. Wie Zementestriche bestehen sie aus Zement und Gesteinskörnung, dem Fließmittel zugesetzt wird. Neuere Entwicklungen enthalten zusätzlich Fasern, welche die Rissbildung während der Trocknung verhindern sollen. Um Inhomogenität im Estrichkörper zu vermeiden, sollte die Körnung des Sandes geringer sein als bei herkömmlichen Zementestrichen. Ein w/z-Faktor (Verhältnis von Wasser zu Zement) von knapp unter 0,80 ermöglicht sehr gute Fließeigenschaften. Nach der Aushärtung sind Druckfestigkeiten um 25 N/mm² und Biegezugfestigkeiten um 5 N/mm² möglich.
Die Ausführung von Zementfließestrichen erfordert eine hochspezialisierte Einbringtechnik. Eine Überwässerung ist in jedem Fall zu vermeiden. Auch die klimatischen Bedingungen müssen stimmen; die Temperatur darf nicht unter 5°C liegen. Die Austrocknungszeit des Zementfließestrichs verlängert sich mit der Dicke der Estrichplatte und der Höhe der Luftfeuchtigkeit. Höhere Temperaturen sowie Luftaustauschraten dagegen verkürzen die Austrocknung. Beschleunigend wirkt auch das Abschleifen der Estrichoberfläche mit einem groben Schleifpapier.
Zementfließestriche haben eine hohe Verlegeleistung, sind feuchtigkeitsbeständig und damit für Nassräume geeignet. Zudem reduzieren sie den körperlichen Aufwand beim Einbringen. Nachteilig ist ihre Neigung zu Rissen, ihr hohes Schwindmaß sowie Aufwölbungen die durch einseitiges Austrocknen entstehen.