Fliesen allein bilden keinen wasserdichten Untergrund. Denn durch die Fugen kann immer noch Wasser in die darunterliegende Schicht dringen. Gerade im Nassbereich ist es daher wichtig, dass der Untergrund wasserundurchlässig ist. Deshalb wird der Estrich vor dem Verlegen der Fliesen durch uns gegen eindringendes Wasser abgedichtet.
Abdichtungen dienen dazu, bauliche Einrichtungen oder Gebäudeteile vor Durchfeuchtung zu schützen. Beläge aus Fliesen- und Platten, Naturwerkstein und Betonwerkstein mit zementären Fugen sind nicht wasserdicht. Auch elastische Fugen im Bereich von Bewegungs- oder Anschlussfugen sind nicht als Abdichtungsmaßnahmen anzusehen. Derartige Beläge und Fugenausbildungen können allenfalls als wasserabweisend angesehen werden und benötigen deshalb eine zusätzliche Abdichtung.
Die Art der jeweils erforderlichen Abdichtung richtet sich nach der vorliegenden Beanspruchung, beziehungsweise nach der Lage des Bauteils. Hierbei ist zwischen bauaufsichtlich geregelten Anwendungsbereichen bei hohen Beanspruchungen und dem bauaufsichtlich nicht geregelten Bereich bei mäßiger Beanspruchung zu unterscheiden.
Feuchtigkeitsbeanspruchungsklassen im bauaufsichtlich geregelten Bereich (hohe Beanspruchung):
A 1 Nicht drückendes Wasser im Innenbereich:
- Direkt oder indirekt beanspruchte Wand- und Bodenflächen; häufige oder lang anhaltende Belastung durch Brauch- und Reinigungswasser, z. B. bei Duschen im privaten und öffentlichen Bereich oder Schwimmbeckenumgängen
B Ständig von innen drückendes Wasser im Innen- und Außenbereich:
- Druckwasserbeanspruchte Behälterflächen, z. B. bei Schwimmbecken
C Nicht drückendes Wasser mit gleichzeitiger chemischer Belastung:
- Wand- und Bodenflächen mit begrenzter chemischer Beanspruchung, z. B. bei Wäschereien oder gewerblich genutzten Küchen
Feuchtigkeitsbeanspruchungsklassen im bauaufsichtlich nicht geregelten Bereich (mäßige Beanspruchung):
A 0 Nicht drückendes Wasser im Innenbereich:
- Direkt oder indirekt beanspruchte Flächen, die nicht häufig durch Brauch- oder Reinigungswasser beansprucht werden, z.B. bei privaten Bädern oder Hotelbadezimmer und deren Bodenflächen mit Abläufen
B 0 Nicht drückendes Wasser im Außenbereich:
- Direkt oder indirekt beanspruchte Flächen im Außenbereich und nicht über genutzten Räumen, z.B. Balkone oder Terrassen
Kritische Stellen, wie der Übergang zwischen Wand und Boden, werden zusätzlich mit einem Dichtband abgedichtet. Einige Hersteller führen außerdem Eckstücke in ihrem Sortiment. Dadurch wird die Eckausbildung beim Zusammentreffen der Dichtbänder vereinfacht. Bei Verbundabdichtungen ist es erforderlich, alle Rohrdurchführungen mit Dichtmanschetten zu versehen.
Weitere Angaben zur Ausführung von Abdichtungen finden sich in der DIN 18195 Bauwerksabdichtungen. Hier sind auch Abdichtungsmaßnahmen aufgeführt, die über die Einsatzmöglichkeiten von Verbundabdichtungen hinausgehen. Auch im Merkblatt Verbundabdichtungen (herausgegeben vom Fachverband Deutsches Fliesengewerbe im Zentralverband Deutsches Baugewerbe) sind Hinweise für die Ausführung von flüssig zu verarbeitenden Verbundabdichtungen mit Bekleidungen und Belägen aus Fliesen und Platten oder Natuwerksteinen zu finden.
Folgende Gruppen der Abdichtungswerkstoffe (Verbundabdichtung) werden unterschieden:
Polymerdispersionen
sind Gemische aus Polymerdispersionen und organischen Zusätzen und können mit Füllstoffen angereichert werden. Die Dispersionen können Risse im Untergrund überbrücken und bleiben auch bei einem ggf. nachträglichen Reißen des Untergrundes elastisch und dicht. Eine Rissüberdeckung von bis zu 2 mm ist möglich. Die Anwendung von Polymerdispersionen ist für den Innenbereich an Wand und Boden geeignet und kann auf allen Untergründen außer Gipsputz und Holz angewendet werden. Die Aushärtung erfolgt durch Trocknen (Anwendung für Beanspruchungsklasse A 1 und A 0).
Kunststoff-Mörtelkombinationen
werden aus den Komponenten Zement und Kunststoffdispersion auf Polymerbasis gemischt. Es können außerdem Zusätze für eine gezielte Anwendung hinzugefügt werden. Trotz der flexiblen Gestaltung durch die Zugabe flüssiger oder pulverförmiger Polymerdispersionen können sie, im Gegensatz zu diesen, Risse nur bis zu 1 mm Höhenversatz überdecken. Kunststoff-Mörtelkombinationen sind für die Anwendung auf Wand und Boden im Innen- und Außenbereich geeignet. Die Aushärtung erfolgt durch Hydration und Trocknung (Anwendung für Beanspruchungsklasse A 1, B, A 0, B 0).
Reaktionsharz-Abdichtungen
bestehen aus synthetischen Harzen, organischen Zusatzstoffen und können mit mineralischen Füllstoffen angereichert werden. In der Regel werden sie in der Kombination mit einem Kleber als Klebeverbundabdichtung verwendet. Reaktionsharze sind sehr belastbar und haben eine hohe Chemikalienbeständigkeit, weshalb sie vor allem in Bereichen wie Schwimmbädern oder Industribetrieben zum Einsatz kommen (Anwendung für Beanspruchungsklasse A 1, B, C, A 0 und B 0).